Die Kanji lernen und behalten
Bedeutung und Schreibweise der japanischen Schriftzeichen
James W. Heisig, übersetzt und adaptiert Robert Rauter
Klostermann Seminar, Frankfurt/M., 2005
ISBN 3-465-03411-2
570 S., kt.
€ 23,90
"Was wir hier anbieten, ist keine Krücke, sondern eine andere Art zu laufen."

Und damit wäre eigentlich schon alles gesagt.
Die Auseinandersetzung mit der japanischen Sprache zieht zwangsläufig das Erlernen der tausenden von Schriftzeichen, den Kanji, mit sich. Nicht nur überfordert mit einer neuen Sprache, die sich grundlegend von der unseren unterscheidet, ist es nun auch noch notwendig sich mit einer uns völlig fremden Schrift zu befassen - eine Schrift, die mit dem uns bekannten Alfabet nicht das Geringste gemein hat.
Dass aber diese Sprache - und mit ihr die Schrift - erlernbar ist, haben schon viele vor uns bewiesen. Dass es aber auch einfach, zügig und zudem auch noch unterhaltsam sein kann, war bisher vielleicht nicht bekannt.

James W. Heisig führt in ein neues Lernmuster ein, ein System, dass Informationen trennt, um stufenweise das neue Wissen zu erweitern. Zudem kommen Eselsbrücken in Form von Geschichten hinzu, die so aufeinander aufbauen, dass sich das Buch zusammenhängend fast wie ein Roman lesen läßt.

Kapitelweise werden Themen aufgegriffen und die zugehörigen Kanji (zerlegt in deren sinngebenden Atome - Heisig spricht von Primitivelementen) eingeführt. Im ersten Abschnitt werden zu den einzelnen Zeichen ausführliche Geschichten erzählt, die sich im Laufe der "Handlung" immer mehr vereinfachen. Dies erfordert nun ein mehr oder weniger aktives Lernen, da der Lernprozeß mit dem Faktor Kreativität multipliziert wird. Und das ist nun das eigentliche Novum - zuerst an der Hand geführt wird nun dem eigenen Einfallsreichtum immer mehr Spielraum gelassen und somit Platz für sinnige und unsinnige (behält man besser) Erklärungen vorbereitet.

Die Erklärungen zur Handhabung des Buches erschließen sich nicht nur aus dem Lesen der Einleitung und Anmerkung. Wiederum kapitelweise wird der Lernprozeß um wichtige Erkenntnisse erweitert, was dem Lernenden dahingehend helfen soll, durch nicht zu viel Ballast das eigentliche Lernen zu erschweren. Erst in Kapitel 5 wird das Anlegen von Karteikarten erläutert, was allerdings etwas unlogisch erscheint (ehrlich gesagt, das ist auch schon das Einzige).

Wie unterscheidet sich nun Heisigs System noch von den konventionellen Methoden? Im ersten Band (Teil 2 soll 2006 erscheinen) fehlen die Lesungen der Kanji und Kanjiverbindungen. Sie sollen erst zum Tragen kommen, wenn die ersten Informationen (Zeichen) stabil auf der biologischen Festplatte abgespeichert sind. Da das Heisig-System einen raschen Erfolg verspricht, ist das Erscheinungsdatum für Band 2 vielleicht etwas spät angesetzt. Das Erlernen der rund 2000 Kanji in wenigen Wochen halte ich trotzdem für etwas zu optimistisch angegeben, jedoch dürfte es den meisten Lernenden leichter und schneller von der Hand gehen, als das herkömmliche Auswendiglernen.

Fazit: wer sich den trockenen Lernstoff mit einer Prise Humor und kreativen Engagement verfeinern will, ist mit diesem Buch bestens bedient. Für solche, die bereits einige Kanji beherrschen, ist es trotzdem zu empfehlen, auch wenn man "von vorne" beginnen muß, was aber nicht abträglich ist. Mit diesem Verfahren ist es nicht nur möglich die japanischen Schriftzeichen zu lernen, sondern eben durch die oben erwähnten Geschichten nachhaltig in das Gedächtnis einzubrennen (allerdings sollte die Festplatte auch von Zeit zu Zeit gewartet werden, Anm. bp)

zum Inhalt
Impressum